Zur Hauptnavigation springen Zum Hauptinhalt springen

persönlicher Kommentar

Gemeinsam anpacken statt abwarten!

Bezahlbarer Wohnraum im Berchtesgadener Land – es gibt Alternativen zum „Bauen, bauen, bauen“

Der Bericht über die Expertenrunde zum Thema bezahlbarer Wohnraum im Berchtesgadener Anzeiger (17.12.2025) zeigt ein Paradox, das viele Menschen im Berchtesgadener Land täglich erleben:
So viel Wohnraum wie noch nie – und trotzdem finden Pflegekräfte, junge Familien, Auszubildende oder Beschäftigte in Gastronomie und Handwerk kaum eine bezahlbare Wohnung.

Die oft gehörte Antwort lautet: „Bauen, bauen, bauen.“
Doch ist das wirklich die einzige – oder überhaupt die richtige – Lösung?

Wenig Fläche, hohe Kosten, große Abhängigkeit

Man muss Flächenversiegelung nicht grundsätzlich ablehnen, um diese Strategie kritisch zu sehen. Bei uns ist Baugrund knapp, die Baupreise sind enorm hoch, und vieles hängt von Fördermitteln ab, auf die Kommunen oft lange warten – wenn sie überhaupt kommen.

Gerade deshalb sollten wir den Blick weiten: Welche Möglichkeiten haben wir hier und jetzt – mit dem, was bereits vorhanden ist?

Ein Blick in die Sage: Die Untersberger Mandln

In der Sage lassen die Untersberger Mandln den Kaiser im Berg schlafen – und handeln selbst.
Diese Haltung brauchen wir auch beim Thema Wohnen:
Nicht abwarten, sondern gemeinsam anpacken.

Denn in Berchtesgaden stehen Gebäude leer – darunter auch gemeindeeigene Immobilien wie:

  • Rathausplatz 13

  • das ehemalige Schwesternheim

  • die alte Mittelschule

Hinzu kommen private Leerstände und zahlreiche Zweitwohnsitze. Wenn wir Leerstand reduzieren wollen, muss die Gemeinde Vorbild sein – und gleichzeitig private Eigentümer aktiv unterstützen.

Sechs konkrete Wege zu mehr bezahlbarem Wohnraum

Statt immer neu, teuer und flächenintensiv zu bauen, sollten wir diese Möglichkeiten ernsthaft prüfen:

1. Kreative Wohnformen stärken

Modelle wie Wohnen-für-Hilfe oder Co-Housing mit Gemeinschaftsräumen sind günstiger, schneller umsetzbar und passen gut zu den Bedürfnissen von Pflegekräften, Auszubildenden oder Alleinstehenden.
Solche Konzepte fördern zudem sozialen Zusammenhalt – ein echter Mehrwert für die Gemeinde.

2. „Zwischenwohnen“ ermöglichen

In München wird es erfolgreich praktiziert:
Leerstehende Gebäude, die auf Sanierung warten, werden
übergangsweise bewohnbar gemacht. Junge Menschen renovieren in Eigenleistung und zahlen nur symbolische Mieten.
Eigentümer sparen Leerstandskosten, Kommunen entlasten den Wohnungsmarkt –
ohne selbst neu zu bauen.

3. Wohnungstausch unterstützen

Lebenssituationen ändern sich:
Haus und Garten können im Alter zur Belastung werden, während Familien dringend Platz suchen.
Eine kommunale Beratung zum
freiwilligen Wohnungstausch kann helfen, Wohnraum besser zu verteilen – fair, sozial und ohne Zwang.

4. Demenz-WGs und Alters-WGs fördern

Ambulant betreute Demenz-Wohngemeinschaften werden bereits gefördert und sind oft kostengünstiger als klassische Pflegeeinrichtungen.
Auch
Alters-WGs ermöglichen ein selbstbestimmtes Leben und lassen sich gut in bestehenden Gebäuden umsetzen – ein Gewinn für Betroffene, Angehörige und die Kommune.

5. Kosten senken durch flexiblere Regeln

Müssen für 56 geförderte Wohnungen in der Salzburger Straße wirklich 68 Stellplätze gebaut werden?
Oder wäre es sinnvoller, vorhandenes
Car-Sharing zu stärken, statt teure Tiefgaragenplätze in den Felsen zu sprengen?
Flexiblere Stellplatzregelungen könnten Baukosten deutlich senken – und gleichzeitig nachhaltige Mobilität fördern.

6. Leerstände aktivieren

Viele private Eigentümer wollen ihren Leerstand nutzen, wissen aber nicht, wie sie anfangen sollen.
Eine
kommunale Beratungsstelle könnte unterstützen – bei Sanierung, Umnutzung und Fördermitteln – und so vorhandenen Wohnraum schneller verfügbar machen.

Fazit: Ressourcen nutzen – Menschen nicht warten lassen

Die Menschen, die hier leben und arbeiten wollen – in Pflege, Erziehung, Handwerk oder Gastronomie – können nicht darauf warten, dass in einigen Jahren vielleicht neue Förderprogramme greifen.
Bezahlbarer Wohnraum ist eine soziale Frage – und sie lässt sich nicht allein mit Neubau beantworten.

Die Untersberger Mandln warten nicht, bis der Kaiser aufwacht.
Sie handeln.

Zeit, dass wir es ihnen gleichtun.
Werden wir zu Mandln!

Martin Kienast
ÖDP Berchtesgadener Land

 

Autor/in:
Martin Kienast
Zurück

Wichtiger Hinweis:
Blogbeiträge stellen die persönliche Meinung einzelner Parteimitglieder dar. Diese kann in Einzelfällen von der Programmlage der Partei abweichend sein. Auch ist es möglich, dass zu einzelnen Themen und Aspekten in der ÖDP noch keine Programmlage existiert.